Im Zeichen der Befehlswirtschaft

Die durch die Machtübernahme entstandene Periode ist durch Mitwirkung und Auseinandersetzung in den Organisationen des Reichsnährstandes geprägt:

Nachdem zunächst das Agrarpolitische Amt des Reichsnährstandes die Normalkalkulation des Vereins für verbindlich erklärt hatte, wurde als Zwangszusammenschluss aller Betriebe der Fischindustrie durch Verordnung vom 26. Januar 1934 die

Wirtschaftliche Vereinigung der Fischindustrie Deutschlands

errichtet. Diese Vereinigung verkörperte zwar das Ideal einer Selbstverwaltungsorganisation mit Exekutive, hatte aber unter Leitung der gleichen ehrenamtlichen Persönlichkeiten, die sich im Verein um die gleichen Fragen bemüht hatten, keinen durchschlagenden Erfolg. Ihre Preisbindungen, das Kernstück all ihrer Maßnahmen, wurden von dem Reichskommissar für die Preisbindung, ohne dass sie angehört wurde, im Herbst 1934 aufgehoben. Die Vereinigung wurde am 1. April 1935 in die "Hauptvereinigung der deutschen Fischwirtschaft" übergeleitet.

Der Verein war inzwischen in die

Fachgruppe Fischindustrie der Wirtschaftsgruppe Lebensmittelindustrie


überführt. Den Vorsitz übernahm Bruno Brüssow (1943 bis 1938), der Max Stahmer zum Geschäftsführer berief. Je mehr das Verständnis für die wahren Aufgaben der Fachgruppe wuchs, desto mehr verstärkte sich die Auseinandersetzung mit der Hauptvereinigung, mit der erst nach mehrfachem Wechsel leitender Persönlichkeiten auf beiden Seiten ein vertrauensvolles Verhältnis begründet wurde.

Gegenstand der Bemühungen war die Regelung für Preise, Qualitäten und Sortierung frischer Fische und Heringe, die Verteilung der durch Devisenrestriktionen begrenzten Einfuhren auf die Firmen sowie die Vorschriften für die Beschaffenheit und Bezeichnung von Fischereierzeugnissen, bei denen die Fachgruppe alte Erfahrungen einbringen und ihre Vorstellungen durchsetzen konnte.

Auch die Hauptvereinigung war nicht frei; der Reichspreiskommissar hatte den Preisstopp verkündet. Die Fachgruppe konnte zahlreiche Zweifelsfragen für die Preisbindung von Fischereierzeugnissen günstig klären.

Die Beschäftigung mit sozialpolitischen Fragen nahm infolge der NS-Gesetze zum Schutze der nationalen Arbeit einen weiten Raum ein. Arbeitsschutzbestimmungen mussten auf die Bedürfnisse der Betriebe abgestimmt werden. Die Mitwirkung an der Reichstarifordnung in Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung schuf tragbare Verhältnisse. Die Berufsbilder "Fischräucherer" und "Fischwerkermeister" wurden anerkannt.

Im Jahre 1938 übernahm Hermann Barèz (bis 1941) den Vorsitz der Fachgruppe. Max Stahmer trat nach 35jähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Seine Nachfolger waren Dr. Karl Seumenicht (bis 1974) und Dr. Rudolf Wittenburg (bis 1960).

In dem alsbald ausbrechenden Zweiten Weltkrieg rückten Hauptvereinigung und Fachgruppe enger zusammen. Ihr Ratschlag wurde mehr und mehr erbeten, wenn auch nicht immer befolgt. Ihre Mitwirkung bei der Zuteilung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, ihr Einsatz bei der Preisberechnung für Lieferungen für die Wehrmacht, ihre Fürsorge für die Unternehmen bei Stilllegungen, Maschinenentzug und Bombenschäden wurde still geleistet. Ein Ingenieur half den Betrieben bei der Behebung vielfacher Betriebsschäden und Rationalisierungsüberlegungen.