Von der Gründung bis zum Jahre 1934
Die gewerbliche Be- und Verarbeitung von Fischen hatte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Verbesserung des Verkehrs stark entwickelt. Das Verlangen nach gemeinsamer Bewältigung der sich mehrenden Probleme trat jedoch erst zur Wende des Jahrhunderts auf. Bis dahin hatte man sich schlecht und recht des Vereins Deutscher Fischhändler und des Deutschen Seefischerei-Vereins bedient. Man fühlte sich jedoch nicht richtig vertreten, und am 3. August 1903 erörterten 53 Firmen der Küste in Neumünster Pläne für die Gründung eines Verbandes. Sie ließen sich von Gustav Moser, Mitinhaber der Fa. Moser & Johannsen, Altona, überzeugen, statt eines beabsichtigten Regionalverbandes denVerein der Fischindustriellen Deutschlands e.V.
ins Leben zu rufen. Diese Gründung erfolgte am 16. September 1903 in Altona. Gustav Moser (1903 bis 1916) wurde zu seinem ersten Vorsitzenden bestellt. Er hatte sich als Sachverständiger der Reichsregierung mit dem Wunsch nach einer Zollbefreiung der Einfuhr frischer Heringe durchsetzen können. Als Protokollführer fungierte schon damals Max Stahmer (1903 bis 1947), der zum Sekretär berufen wurde.
Der Verein hat bis zum Weltkrieg in wichtigen Fragen Entscheidendes erreicht. Auch gelang es schließlich im Jahre 1907, durch Vereinbarungen mit den Fischheringsimporteuren in die Rohstoffzufuhren Ordnung zu bringen.
Das innerbetriebliche Rechnungs- und Kalkulationswesen zu ordnen, war schon schwieriger. Die Disziplinierung des Preiswettbewerbes schlug dagegen fehl. Indessen gelang es, die Handelsbräuche für den Geschäftsverkehr mit den Abnehmern zu manifestieren.
Im Verhältnis zum Staat konnten zahlreiche Vergünstigungen in der Zolltarifierung für Heringe, Aale und Seefisch, in der Gesetzgebung der Steuern, der Nahrungsmittel, der Gewerbeordnung und des Verkehrs erreicht werden. Die Arbeitszeitbedingungen wurden angepasst, Fisch-Liniendienste der Reichsbahn ausgebaut, Spezial-Fischversandwagen eingeführt, Sondertarife gewährt.
Der erste Weltkrieg, der zunächst zur Stilllegung der gesamten Industrie führte, brachte zwar gewisse Rohstoffzufuhren aus Skandinavien, führte aber zu deren Bewirtschaftung durch die reichseigene Zentrale Einkaufs-Gesellschaft mbH (ZEG) und das später angegliederte Reichsfischkommissariat. Nach anfänglich guter Zusammenarbeit lösten sich die Herren Moser und Stahmer aus der ZEG. Sie widersetzten sich den diktatorischen Absichten des Leiters des Kommissariates, der die Zwangswirtschaft verewigen wollte. Man glaubte, Tendenzen zu beobachten, dass der Staat finanziellen Einfluss auf die zu Kriegsfischindustrie-Gesellschaften zusammengeschlossenen Betriebe nehmen wollte. Erst nach Beendigung des Krieges hatte der Verein Erfolg. Ende 1920 wurde die Zwangswirtschaft nahezu vollständig abgebaut. Gustav Moser legte auch seinen Vorsitz nieder, ihm folgte 1916 August Gerhus (bis 1918) und 1918 Senator Franz Marlow (bis 1934). Die Inflationszeit verschonte auch die Fischindustrie nicht. Die Rohstoff-Importe waren schon 1919 wieder in Gang gekommen. Nach Beseitigung der Minenfelder in der Nordsee brachte die deutsche Hochseefischerei als neuer Lieferant steigende Heringsangebote. Davon zog man allerdings erst Nutzen, als die Währung stabilisiert wurde. In dieser Zeit setzte der Verein auch die umsatzsteuerlichen Vergünstigungen für Räucherwaren, Marinaden, gesalzene Fische sowie die Befreiung von Salz- und Fettsteuer als Ausgleich für die für Ölsardinen gewährte Zollsenkung durch.
Die Weltwirtschaftskrise verstärkte den zum Teil ruinösen Wettbewerb. Für zahlreiche Fabrikate entstanden Fachschaftsgruppen, die sich als Kartelle - letztlich ohne Erfolg - um die Stabilisierung der Preise und der damit zusammenhängenden Absatzbedingungen bemühten. Ihnen fehlten die geeigneten Exekutivorgane.