Die Natur zwingt zum Umdenken

Eine der schwersten Krisen der Fischwirtschaft hatte der Bundesverband unter dem Vorsitzenden Kurt Hahn (1986 bis 1990) und den Geschäftsführern Folkert Marr und Klaus-Ulrich Müller (bis 1987) zu bewältigen.

Am 28. Juli 1987 erschienen in allen deutschen Medien Berichte über den Befall von Seefisch mit Nematoden. Trotz sofort eingeleiteter Aufklärungsmaßnahmen reagierte der Markt außergewöhnlich stark auf diese Medienkampagne. Nach den Ergebnissen von Verbraucherbefragungen wurden viele Verbraucher durch die Abbildung der Nematoden in Großaufnahme in ekelerregender Form von weiterem Seefischverzehr abgehalten. Die Verunsicherung war groß. Durch diese Medienkampagne war ein für die Fischwirtschaft unabwendbares und auch in dieser Auswirkung unvorhersehbares Ereignis mit erheblichen Folgen für die Absatz- und Ertragslage eingetreten. Die Auswirkungen konnten auch deswegen nicht vorhergesehen werden, weil bereits seit Mitte der 60er Jahre in regelmäßigen Abständen Merkblätter über Nematoden im Fisch und deren Behandlung erschienen waren. Diese sind aber offensichtlich vom Verbraucher nicht zur Kenntnis genommen worden. Erst die überdimensionale Abbildung der Nematoden hat dem Verbraucher ins Bewusstsein gerückt, dass das Naturprodukt Fisch auch mit Parasiten versehen sein kann.

Die zunehmende Verschmutzung der Meere und die damit verbundene öffentliche Diskussion wurde in den 80er Jahren zu einem Thema, dem gegenüber sich die Fischwirtschaft weder verschließen wollte noch konnte, denn um Produkte höchster Qualität anbieten zu können, benötigte sie ein intaktes Ökosystem Meer.

Das Interesse von Naturschutz- und Umweltverbänden sowie der Fischwirtschaft, die nicht zuletzt aus langfristigen wirtschaftlichen Überlegungen auf eine intakte Meeresumwelt angewiesen war, mündete in die Gründung der "Aktion seeklar"-Verein zum Schutz der Meere e.V. Die 1988 von Privatpersonen und Unternehmen aus sämtlichen Sparten der deutschen Fischwirtschaft gegründete Initiative förderte unterschiedlichste Projekte im Bereich der Meeresforschung und agierte, nicht zuletzt auch auf der politischen Bühne, für den Erhalt des Ökosystems Meer. Im Jahre 2003 wurde von den Mitgliedern beschlossen, den Verein "Aktion seeklar" in die "Stiftung seeklar" zu überführen.